Im Finale des „mohr sports Cups“ schlägt A/O/B/H/H den Bundesligisten HSV. 750 Zuschauer sehen die Spiele im Bildungscampus in Stade. Gastgeber VfL Güldenstern kann mit so viel Klasse nicht mithalten. Warum das für den Trainer kein Problem ist.
Stade. Der Niedersachsenligist JFV A/O/B/H/H setzt sich im Endspiel mit 4:2 nach Penalty-Schießen gegen den zwei Klassen höher spielenden HSV durch. Die U17-Fußballer aus dem Verein, der junge Talente aus Ahlerstedt, Ottendorf, Bargstedt, Harsefeld und Heeslingen vereint, springen nach dem letzten Schuss jubelnd über die Bande.
Im Halbfinale hatte der JFV den FC Hansa Rostock mit 3:2 ausgeschaltet. In der Gruppenphase setzte sich der JFV gegen Bremerhaven, Eimsbüttel und den Blumenthaler SV durch. Die einzige Turnierniederlage handelte sich die Mannschaft von Trainer Matthias Stemmann gegen den Jugend-Bundesligisten Holstein Kiel ein.
JFV A/O/B/H/H mit viel Offensivdrang
Stemmann feiert nach der Siegerehrung seine Jungs. Ein Erfolgsrezept sei der Zusammenhalt des Teams. „Außerdem haben wir nach Gegentoren nicht nachgelassen und sind immer zurückgekommen“, sagt er. Der JFV A/O/B/H/H galt schon immer als gute Hallenmannschaft. Vor allem wegen seiner Offensivkraft.
Und der Gastgeber? Der VfL Güldenstern Stade belegt nach Abschluss der Vorrunde den letzten Platz der Gruppe A.
Null Punkte. Ein Torverhältnis von minus 16. Trainer Lutz Bendler analysiert kritisch und dennoch wohlwollend die Vorstellungen seiner Schützlinge. Das 0:10 gegen den HSV mal ausgenommen. „Da waren meine Jungs noch beim Kirchgang“, sagt er.
Die 4:5-Niederlage gegen den Regionalligisten VfL Osnabrück hat Bendler weitaus besser gefallen. Nach einem 1:4-Rückstand starteten die Stader eine Aufholjagd. „Es geht um die Einstellung, es geht um die Kampfbereitschaft“, sagt Bendler. Beides hat er von seiner Mannschaft gesehen.
Stade kann gegen Bundesligisten nicht mithalten
Der Landesligist aus Stade kann spielerisch gegen die weitaus höherklassigen Gegner nicht mithalten. Der HSV, Hansa Rostock und Osnabrück sind in allen Belangen überlegen. Sie spielen schneller, sind athletischer, die Pässe haben eine höhere Qualität. „Eine hohe Niederlage ist kein Problem. Die Jungs müssen nur wissen, wie sie zustande kam“, sagt Bendler. Dem Coach sind Ergebnisse egal. Das Kräftemessen gegen Teams, die täglich trainieren, ist per se ein ungleiches.
Bendlers Jungs lernten viel. Kapitän Friedjof Diel und Simon Wefer bestätigten das. Die beiden Führungsspieler der Stader U17 und ihre Kollegen sezierten die Spiele der Konkurrenz, wenn sie selbst nicht auf dem Platz standen. „Die Gegner sind schneller im Kopf, können sofort umsetzen, was der Trainer fordert, sind handlungsschneller und in Sachen Athletik explosiv“, sagt Diel.
„Aber wir haben alles reingehauen“, sagt Wefer. Der Anschlusstreffer gegen Osnabrück zum Beispiel habe Kräfte freigesetzt. „Wir hatten das Momentum, einen richtigen Schub“, sagt Wefer. Jeder hätte in den Zweikämpfen zehn Prozent mehr gegeben.
Den Sieg machten die hochklassigen Teams und die Überraschungsmannschaft des JFV A/O/B/H/H unter sich aus. Der Bundesligist Holstein Kiel zum Beispiel wird nach der 0:2-Niederlage gegen Hansa Rostock im kleinen Finale Vierter. Der Verein ist seit der ersten Auflage 2008 Dauergast beim Stader Turnier. 2008 hatte Wilfried von Holt das Turnier noch organisiert.
Heute ist er stolz darauf, was aus „seinem Baby“ geworden ist. Auch am Sonntag war die Zuschauerresonanz groß. Aus einem zarten Pflänzchen entwickelte sich über die Jahre ein hochkarätig besetzter Wettbewerb.
Trainer von Holstein Kiel lobt die Attraktivität
„In Norddeutschland gibt es kein attraktiveres Hallenturnier“, sagt Kiels Trainer Freddy Kaps. Das Niveau sei „total gut“. In der neuen Halle sei das Turnier noch besser. Die Spiele in Stade waren für die Kieler der erste Auftritt nach der Weihnachtspause. Sie konnten sich sofort in Eins-gegen-eins-Duellen mit starken Gegnern messen.
Beim Hallenfußball, so Kaps, lernen die Spieler auch für die Auftritte auf dem großen Feld. „Du musst eine hohe Bereitschaft in der Defensive zeigen, handlungsschnell sein, lernst, mit Drucksituationen umzugehen und kannst deine persönlichen Duelle gewinnen.“
Stade spielte nach Niederlagen gegen den HSV, den VfL Osnabrück, Hansa Rostock und JFV Lübeck um den vorletzten Platz gegen den Letzten der Gruppe B, Blumenthaler SV. Trainer Lutz Bendler war da schon weg. Er wollte noch seinen 74. Geburtstag feiern. Er hat nichts verpasst. Bei der 0:3-Niederlage war die Luft bei seinen Spielern raus.
Quelle: Stader Tageblatt / Foto: Jörg Struwe